Immer um die Liebe rum

Theaterabend zu einem unrunden Jubiläum

WÜNSDORF
Die Feste feiern, wie sie fallen. Das ist oft geübter Brauch. Die Bücherstadt wurde sechs und lud sich Gäste ein. Darunter die noch junge Theatergruppe „Buntspecht" der Volkshochschule Teltow Fläming. Ihre erste Einstudierung unter Leitung des „alten Theaterhasen" Eike Mewes heißt „Ssäh la wieh". Es ist eine der Spielszenen nach Texten von Wolfdietrich Schnurre. Hier ging sie zum fünften Mal über die improvisierte Bühne. Seit der Premiere im Juni haben sich die neun Darsteller freigespielt.

Annelore Brüning kommt als eine Hausfrau auf die Dachterrasse, um Wäsche aufzuhängen. Dort entdeckt sie einen Mann, der sich das Leben nehmen will. Nach 17 Jahren Ehe ist er von seiner Frau verlassen worden. Ihn spielt Daniel Warmuth. Durch das Gespräch, in das er verwickelt, in die Beschäftigung einbezogen wird, lässt er fast unabsichtlich von seiner Verzweiflungstat ab. Es ist die tragische Geschichte dieser Hausfrau, die ihn zur Einsicht bringt. Sie war mit einem Querschnittgelähmten verheiratet, geriet in eine Liebesbeziehung zu dessen Freund. Der Ehemann machte den Weg frei. Sehr überzeugend, nahezu Atem beraubend spielte Brüning, wie sie die letzten Minuten vor dem Todessturz ihres Mannes an eben dieser Stelle demonstriert. Eine wirklich reife Leistung.

Im Gegensatz dazu die Verlobungsreise eines jungen Paares nach Italien. Philipp Locher bereitet liebevoll den Frühstückstisch im Hotelzimmer vor. Verschlafen erscheint seine Verlobte, gespielt von Maria Locher. Sie „analysiert" ihrer beider erste Nacht. Sie ist unzufrieden mit ihm, weil unbefriedigt geblieben. Als er bereits schlief, ist sie noch in die Bar gegangen und hat einen Flirt - oder mehr? - mit dem gut aussehenden Kellner (Franz Schneeweiß) gehabt. Die Skala zwischen Eifersucht, Herausforderung, Verliebtsein und von beiden Seiten unterschiedlicher Versöhnung bis zum Happy End ist von beiden Darstellern ausgespielt worden. Maria Locher brachte das vertrackte Weibchen glaubwürdig rüber.

In weiteren Dialogen ging es um die verschiedenen Möglichkeiten von Liebesbeziehungen. Im einzigen Monolog sprach Beatix Ellerbrok mit ihren imaginären Verflossenen. Keinen von ihnen hat sie heiraten mögen bis auf den einen, den man als Kriegsdienstverweigerer verhaftet hat. Aber hätte sie andernfalls nicht doch wieder die Rückzieherin gemacht? Ihre Gefühlsausbrüche spielte Ellerbrok überzeugend echt. Ihrem Auftreten wie dem der anderen Mitwirkenden war anzumerken, dass sie an sich im Ausdruck und Auftreten gearbeitet haben.

Es war unverdienter Maßen ein zahlenmäßig kleines Publikum gekommen. Achtet mancher solche künstlerische Freizeitbeschäftigung nicht doch zu gering?

FOTO: KLAUS SCHLAGE

Maria und Philipp Locher von der Theatergruppe „Buntspecht" der Volkshochschule spielen die Episode „Im Vorfeld" in der Bücherstadt.

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