Ja, sind sie denn alle des Teufels?
Neues Lustspiel der „Buntspechte" hatte in Rangsdorf Premiere.
Rangsdorf - Ein spektakulärer Fund im Grünen: Naturhistoriker begutachten und vermessen einen erfrorenen Homo Sapiens und rätseln, ob es sich um einen Schriftsteller oder gar einen Kritiker handelt. Sie schleppen ihn zur gnädigen Familie aufs Schloss, wo sich der Gefrostete nach Irrungen und Wirren als Teufel herausstellt, der wegen des Putztags in der Hölle gen Erde gekommen ist. Das Lustspiel „ Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" (1907) von Christian D. Grabbe bringt die Rangsdorfer Theatergruppe „Buntspecht“ zurzeit unter der Regie von Susan Klaffer (Berlin) auf die Bühne der Kulturscheune.
Grabbe ist ein weniger aufgeführter deutscher Dichter, den Heine als einen der bedeutendsten bezeichnete. Der überspringende Funke sozialkritischer Deutung seines Stücks veranlasste die Rangsdorfer, es zur Aufführung auszuwählen. Die Besetzung der Rollen hat Susan Klaffer in Zusammenarbeit mit ihrem Ensemble hervorragend hinbekommen, den ursprünglichen Text allerdings etwas kürzen müssen.
Der Mann mit dem Pferdefuß, verkörpert von Andrea Klucke, richtet, kaum aufgetaut, auf dem Schloss allerhand Unheil an. Ein exaltierter Schulmeister, dargestellt von Norbert Krüßmann, der von Ohrfeigen überzogene Schüler Gottliebchen (Dagmar Piontowski) und der lächerlich um die Gunst der reichen Liddy (Judy Sawallisch) buhlende Wernthal (Ralf Kosmetschke) verkörpern nur eines: biederen, lächerlichen Adel, stets auf Vorteil bedachte Kleinbürger, dumme, korrupte Vertreter von Wissenschaft und Kultur - eine ganze auf den Kopf gestellte Gesellschaft von Schein statt Sein.
Richtig köstlich erscheint die Szene, in der der junge Dichter Rattengift (Leon Giese) seine Einfallslosigkeit und hohlsinnige Reimerei zur hohen Kunst stilisiert. Da geht der Teufel ihm gern um den Bart!
Am Ende kommt es, wie es kommen muss... Samt der Erkenntnis, dass das Böse nicht nur in der Hölle wohnt. Das urkomische Stück, bei dem Parallelen zu heute nicht ausgeschlossen sind, haben die Rangsdorfer Theaterleute am letzten Wochenende vor begeistertem Publikum aufgeführt.
ANDREA VON FOURNER
Info: Weitere Vorstellungen am 7./8, September um 20 Uhr, die letzte am 9. September um 18 Uhr in der Kulturscheune Rangsdorf, Seebadallee 53 (Vorverkauf im Tourismusbüro Rathaus)