Krieg und Frieden

Kammerspiel: Erfolgreiche Premiere der Theatergruppe „Buntspecht" in Rangsdorf
Von Andrea v. Fournier

„Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge." - Eike Mewes Regisseur

„Kein Krieg in Troja" heißt die neueste Produktion der Rangsdorfer Theatergruppe „Buntspecht" und setzt sich mit der Entstehung und Vermeidung von Kriegen auseinander. Im Seebad-Casino wurde die Premiere gefeiert.

Rangsdorf - Das neue Stück der Theatergruppe „Buntspecht" feierte in Rangsdorf seine Uraufführung. Es wurde bewusst im Stil eines Kammerspiels inszeniert, Thema und räumliche Gegebenheiten im kleinen Saal des Seebad-Casinos kamen dem entgegen. Etwa 50 Premierengäste verfolgten von drei Seiten der Spielfläche das Geschehen im antiken Troja. So sollten sie näher in die Handlung einbezogen werden und auf Tuchfühlung mit den Akteuren gehen können.
Die Thematik des Stückes ist eine stets aktuelle: es geht um Krieg, die Frage nach dessen Wesen, Entstehen und Sinn. Ist Krieg vermeidbar? Ist er für manche Völker etwa vorprogrammiert? Ist er Schicksal? Handlungen sind frei der Ilias entlehnt: die Entführung der schönen Griechin Helena durch den Trojaner Paris als Anlass, einen Krieg gegen Troja zu führen. Dann wird klar, dass die Entführung nur ein fadenscheiniger Vorwand war, um an die Schätze Trojas zu gelangen. Selbst als Paris' Bruder Hektor, dem seine Frau Andromache die Augen über den Wahnsinn des Krieges geöffnet hat, alles daran setzt, die Situation durch Rückgabe der Geraubten zu entschärfen, ändert sich nichts an dem Ansinnen der Griechen. „Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge", ist die These des Regisseurs im Begleitheft des Stückes. Spontan fallen dem Zuschauer Begriffe wie Radiosender Gleiwitz oder Massenvernichtungswaffen im Irak ein.
Angesichts der vielen Schauplätze, an denen heute wieder deutsche Soldaten Friedensmissionen erfüllen -also nichts anderes als an Kriegen teilnehmen - ein brisantes Thema, dem sich Regisseur Eike Mewes stellt. Er hat ein anspruchsvolles Werk des Franzosen Jean Giraudoux (1882-1944) mit zwölf Laiendarstellern umgesetzt, knapp zwei Stunden Spielzeit und ohne Kulissen. Kostüme, Dialoge und Lichttechnik genügen dafür.
Die schauspielerischen Leistungen der Akteure sind natürlich unterschiedlich, der Einsatz aller jedoch sichtlich groß. Mit Benjamin Beer (Hektor) und Kimberley Nelson (Andromache) waren die Hauptrollen sehr gut besetzt. Beer ist übrigens Mewes fünfter Darsteller, der ein Schauspielstudium beginnt. Kimberley Nelson hat ihres vor langem absolviert. Überzeugend geben sie ein liebendes Ehepaar. Sie ist in froher Erwartung und will auf keinen Fall, dass ihr Mann und die anderen Trojaner, gerade siegreich aus einem Krieg wiedergekehrt, in den nächsten ziehen. Auch Paris' und Helenas Rollen sind durch die jungen Fabian Fren-zel und Jaqueline Roth wunderbar unbekümmert und treffend gespielt.
„Alte Bekannte" wie Hartmut Klucke, Ralf Kosmetschke und Stefan Rothen prägen das Stück nachhaltig. Auch bei dieser Aufführung gefiel die erlesene musikalische Untermalung, thematisch passend umgesetzt von Monika Kosmetschkes kleinem Orchester.
Das Publikum verfolgte die Handlung sehr aufmerksam. Die Darstellung war so überzeugend, dass die zehnjährige Tochter einer Darstellerin sich empörte. „Mutti küsst einen anderen Mann", flüsterte sie ihrer Nachbarin zu und verließ in der Pause die Aufführung. Bei den Erwachsenen ist die Botschaft des Stückes angekommen, das Wesen eines Schauspiels muss eine Akteurin aber ihrer Tochter noch mal genau erklären.
Info: Weitere Auffuhrungen des Theaterstücks .Kein Krieg in Troja" in Rangsdorf am 5. Juni, in Blankenfelde am 6. Juni und in Jüterbog am 14. Juni, eventuell auch in Mahlow.

Um sie geht es: Wird Helena (sitzend - Jaqueline R

Um sie geht es: Wird Helena (sitzend - Jaqueline R

Foto: Andrea v. Fournier

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