Napoleon muss nach Nürnberg

Napoleon vor dem Nürnberger Tribunal
300 Besucher bei Aufführungen von Theatergruppe

Von Andrea von Fournier

Rangsdorf.
Elne Kaffeekanne symbolisierte Paris, die Zuckerdose Blücher, auch Schwarzenberg stand im Felde mit seinen Soldaten: Indem er sein goldenes Kaffeegedeck auf dem Schreibtisch hin- und herschiebt, demonstriert Napoleon selnem Kammerdiener Constant pathetisch die Gemengelage der Schlachten 1814, in deren Folge Paris eingenommen und Kaiser Napoleon zur Abdankung gezwungen wurde. Um der Schmach zu entgehen, nahm Napoleon Gift. Weil das Glft jedoch nur Mottenpulver war, träumte sich der französische Herrscher ins Jahr 1946, wo er sich vor dem Krlegsverbrechertribunal in Nürnberg verantworten muss.

Zumindest im Theaterstück "Napoleon muss nach Nürnberg“ von Roland Marwitz (1896-1961). Das intelligente Stück voller Doppeldeutigkeit und Komik brachte die Rangsdorfer Theatergruppe "Buntspecht“ in der Inszenierung von Eike Mewes auf die Bühne der urigen Kulturscheune in Rangsdorf, die sich am Wochenende zu drei "Napoleon“-Aufführungen füllte. Als sich am Sonntag der letzte Vorhang senkte, hatten etwa 300 Gäste den Niedergang des französischen Kaisers verfolgt.

In diesem Jahr legten die "Buntspechte“ zwel Produktionen vor. "Wir hatten viel Zuwachs. Fünf Laiendarsteller ergänzen unser Team“, erklärte Eike Mewes die Neuerung. So suchte er nach Stücken, in denen alle Schauspleler zum Zuge kamen. Und auch nach Unterstützung für seine Aufgaben: Seine fühere Regiestudentin Susan Klaffer aus Berlin, deren berufliche Entwicklung er über Jahre erfreut verfolgte, inszenierte das erste Stück "Tournée, Tournée" von Susanne von Loessl. Die Chemie habe sofort gestimmt, "Sie arbeitet so wie Du!“, sei die Rückmeldung seiner Darsteller gewesen, so Mewes.

Auch im "Napoleon" ist es ihm gelungen, dem Ensemblenamen gerecht zu werden und an den Baum zu klopfen, um zum Nachdenken anzuregen. Dass Napoleon das deutsche Volk mag, weil es seinem Vordersten bedingungslos folgt, egal, was der von ihm verlangt, "dabel haben Sie Dichter und Denker", ist verblüffend einfach formuliert.

Detlef Schlüpen und Ralf Kosmetschke stellten überzeugend und mit Splelfreude Napoleon 1814 und 1946 dar. Das Publikum hatte Spaß an dessen Gedankengängen, in der Demokratie könne auch ein Despot seine Weste rein waschen. Doch nicht mal das Geld seiner Mutter, brillant von Kimberley Nelson gespielt, kann das Gerlcht bestechen: "Tod durch Verschweigen!“, heißt das Urtell. Parallelen zu Adolf Hitler waren allgegenwärtg. Exzellent begleiteten Monika Kosmetschke auf der Querflöte und Anne C. Gloss auf lhrer Violine das Stück mit Klängen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Junge Gemeinde Rangsdorf war mit Pfarrerin Susanne Seehaus im Publlkum. "Toll, aber manches schwierig zu verstehen“, resümierte eine Jugendliche. Sie werden darüber reden - das wollte das Stück anstoßen.

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